Neuhegi-Grüze: Quartierentwicklung aktiv gestalten statt verwalten

Dem zukünftigen zweiten Stadtzentrum von Winterthur in Neuhegi-Grüze fehlt ein eigentlicher Mittelpunkt. Die Stadt möchte die Halle 710 zu einem Quartierhub machen, überlässt aber die Verantwortung der Quartierbevölkerung und zeigt wenig Wille, sich aktiv und konkret für die Quartierentwicklung einzusetzen. Damit das neue Quartier tatsächlich zu einem attraktiven und lebendigen Ort für die Einwohner:innen wird, braucht es ein klares Bekenntnis der Stadtentwicklung und der Politik, gestaltend zu wirken. Dazu müssen auch ausreichende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Filpchart Projektvorstellung
Filpchart Projektvorstellung

In Neuhegi-Grüze soll das zukünftige, zweite urbane Stadtzentrum von Winterthur heranwachsen. Heute wohnen in diesem Stadtgebiet rund 2‘000 Menschen, künftig sollen es 4’000 sein. Das Leben im Stadtteil fühlt sich aber noch längst nicht lebendig an, sondern «peripher», wie die Stadt in ihrem Schlussbericht zur Stadtteilentwicklung 2021 schreibt.

 

Zur Förderung des urbanen Zentrums legt die Stadt nun einen Fokus auf die Förderung der Nutzung der Halle 710. Die Halle steht der Bevölkerung seit gut zehn Jahren zur Verfügung und kann für Anlässe aller Art gemietet werden. Eine gute Nutzung konnte in dieser Zeit nicht erreicht werden. 2022 gab es 180 Vermietungen in der riesigen Halle, 40% davon beziehen sich auf den wöchentlichen Wochenmarkt und den Spielkiosk, die am gleichen Tag stattfinden. Nicht zuletzt liegt dies daran, dass die Ausstattung der Halle unbefriedigend ist. Sie ist – mit wenigen Ausnahmen – weder beheizt noch schallisoliert, die Beleuchtung ist sehr schwach und das obere Stockwerk schwer zugänglich.

 

Das Amt für Stadtentwicklung hat mit dem Ziel, aus der Halle einen „Quartierhub“ zu machen, ein Grobkonzept entwickelt. Im August und September dieses Jahres wurden Gewerbetreibende, Anbieter:innen und Anwohnende zu zwei Veranstaltungen  zur Entwicklung von Nutzungsideen eingeladen, um Projektideen vorzustellen, die sie verwirklichen möchten. Dabei sind Vorschläge zusammengekommen wie Werkstatttage, Gewerbeausstellungen, eine Trainingshalle für Leichtathlet:innen oder ein Public Viewing an der nächsten EM. Zusammen mit der Co-Präsidentin der SP Winterthur habe ich an beiden Veranstaltungen teilgenommen und unsere Idee eines Quartierzentrums vorgestellt: Dort könnten gleichzeitig und während der ganzen Woche verschiedenen Aktivitäten und Angebote stattfinden oder Begegnungen von Familien, älteren Menschen passieren. Neuzuzüger:innen könnten Informationen erhalten oder man würde sich auf einen Kaffee treffen. Die Projektideen sollen nun in einem nächsten Schritt allen, die Ideen eingebracht haben, konkretisiert werden. Die Stadtentwicklung ist „unterstützend“ dabei, übernimmt aber keine aktive Rolle. Unser Projekt eines Quartierzentrums ist auf der Liste der langfristigen – um nicht zu sagen unrealistischen – Projekte gelandet.

 

Fazit

So lange die Stadt die Verantwortung für die Quartierentwicklung und die Schaffung eines Quartierhubs den Anwohnenden überträgt und sich als Verwalterin der Halle 710 sieht, wird das Angebot in diesem beeindruckenden Gebäude zufällig und das neue Quartier ohne Zentrum für die Quartierbevölkerung bleiben. Die Stadtentwicklung muss sich  zu einer aktiven soziokulturellen Arbeit in Neuhegi-Grüze bekennen, Verantwortung für die Gestaltung und Koordination übernehmen und personelle, professionelle Ressourcen zur Verfügung stellen. Die Halle 710 muss ganzjährig genutzt werden können (z.B. mit einer flexiblen Innenausbau-Weise) dazu braucht es Geld – und dieses muss die Politik sprechen.

 

Die SP wird sich in Zusammenarbeit mit den Akteuren im Quartier auf der politischen Ebene dafür einsetzen, dass das neue Quartier einen Mittelpunkt erhält.